Dortmund im Endspiel
Borussia: maximale Show, maximales Drama
01.05.2013, 07:55 Uhr | FUSSBALL.DE

Freudentaumel: Spieler von Borussia Dortmund feiern den Einzug ins Finale der Champions League. (Quelle: dpa)
Aus Madrid berichtet Patrick Brandenburg
Spaniens König Juan Carlos wird diese Partie nie vergessen – und seinen Sitznachbarn Hans-Joachim Watzke vermutlich genauso wenig: Beim Stande von 2:0 für Real Madrid im Halbfinal-Rückspiel machte sich der komische Deutsche einfach aus dem Staub, ließ Hoheit Hoheit sein und schloss sich kurzerhand auf der nächstgelegenen Toilette ein, weil er die Dramatik nicht mehr ertrug. Das Bernabeu-Stadion kochte und ewig lange fünf Minuten Nachspielzeit ohne weiteres Gegentor waren für Borussia Dortmund und seinen Chef noch zu überstehen, um ins Finale der Champions League einzuziehen.
„Ich musste das erste Mal in meiner Karriere wegen akuter Herzprobleme die Tribüne verlassen“, erklärte Watzke später. Wie vermutlich die gesamte schwarz-gelbe Gemeinde zitterte der BVB-Geschäftsführer dem Abpfiff entgegen, nur an einem stilleren Örtchen. Erst als er minutenlang keine Jubelstürme mehr hörte, wusste der 53-Jährige: „Wir haben es geschafft.“ Sein Team steht im größten Endspiel, das der Klubfußball in Europa zu bieten hat. Zum zweiten Mal nach dem Sieg 1997.
Eine wilde Darbietung
„Unseren Fußball gibt es eben nur alles inklusive“, sagte ein stolzer, glücklicher und bestimmt ähnlich erleichterter BVB-Trainer Jürgen Klopp nach der denkwürdigen Partie in Madrid. Maximale Show, maximale Emotion, maximales Drama. Und manchmal halt auch ein Tanz auf der Rasierklinge wie gegen den Lieblingsklub des spanischen Regenten.
Zum wiederholten Male hatte Klopps Mannschaft eine wilde Darbietung geliefert. Hatte die wilde Anfangsphase der Gastgeber mit Glück, Geschick und Roman Weidenfeller im Tor schadlos überstanden. Hatte um den überragenden Mats Hummels selbst das Kommando übernommen und den früheren Galaktischen nach allen Regeln der Taktik-Kunst den Zahn gezogen. Hatte sich nicht von den ungeahndeten Nickligkeiten der Real-Stars aus der Ruhe bringen lassen. Hatte aber leichtfertig durch Robert Lewandowski und Ilkay Gündogan vier hundertprozentige Chancen vergeben, die das Halbfinale nach dem komfortablen 4:1-Sieg aus dem Hinspiel eigentlich frühzeitig entscheiden mussten. Und hatte dann doch noch aus dem Nichts in der 83. und 89. Minute zwei Treffer durch Karim Benzema und Sergio Ramos kassiert und plötzlich das große Ziel wieder aufs Spiel gesetzt.
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„Eine der außergewöhnlichsten Leistungen der letzten Jahre”
Ein dritter Treffer der Madrilenen hätte die „Operacion tres zero“ perfekt gemacht, das von den Spanier so herbeigesehnte Wunder. „Si se puede“ hallte es in der irren Schlussphase in Orkanstärke durchs Bernabeu – frei übersetzt: „Wir schaffen das!“ Die Real-Fans glaubten daran, die Dortmund-Fans fürchteten das, und selbst Kontroll-Freak Klopp hatte sich da längst fatalistisch in den Lauf der irdischen und überirdischen Dinge gefügt.
„Nach dem zweiten Gegentreffer dachte ich: Wenn der Liebe Gott will, dass wir ins Finale kommen sollen, werden wir es schaffen. Wenn er andere Pläne hat, dann eben nicht“, sagte der BVB-Trainer, der sehr gläubig ist, damit aber nie hausieren geht. Der Coach, der auf seiner ersten Trainerstation in Mainz schon herzzerreißende Erlebnisse in Form dramatisch verpasster Aufstiege erlebte, hätte auch den Alptraum des Ausscheidens hingenommen nach dieser fantastischen Königsklassen-Saison seiner Mannschaft, die den BVB zum einem der heißesten Team Europas machte. Aber so war es natürlich noch viel schöner und ließ den BVB-Coach schwelgen. „Ich bin so stolz auf mein junges Team. Das war eine der außergewöhnlichsten Leistungen der letzten Jahre.“
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Mourinho: „Dortmund spielt schneller und intensiver“
Auf den Finaleinzug bezogen ist das sicher eine korrekte Aussage. Aber selbst die Partie im Bernabeu, die Dortmund im vorletzten Spiel nebenbei den Nimbus der Unbesiegbarkeit in der Champions League stahl, ist nicht hoch genug einzuschätzen. 83 Minuten beeindruckte Dortmund durch taktische Finesse und spielerische Überlegenheit gegen das mit Superstars gespickte Team der Spanier, so dass selbst dessen Trainer Jose Mourinho verzweifelte. „Wir hatten es heute mit einer Mannschaft zu tun gehabt, die schneller und intensiver spielt als wir“, sagte Reals superselbstbewusster Trainer.
Dass es am Ende für die Dortmunder noch so knapp wurde, ist beim BVB in der Rückschau allen herzlich egal. „Die 97er-Mannschaft ist glücklicher ins Finale gekommen“, erinnerte Michael Zorc. Der BVB-Sportdirektor war damals Kapitän des Überraschungssieger. Im dramatischen Halbfinale bei Manchester United wurde Verteidiger Jürgen Kohler auf der Linie liegend angeschossen und hatte so das Aus verhindert.
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Ein letztes Mal in der perfekten Rolle
16 Jahre später steht der BVB am Ende natürlich zu Recht im Endspiel. Kevin Großkreutz, der für den früh mit einem Muskelfaserriss ausgewechselten Mario Götze – der Nationalspieler fällt mehrere Wochen aus – aufs Feld geworfen wurde, fasste es in seine typischen Worte: „Wir sind so eine geile Truppe, haben so geile Fans und so ein geiler Verein. Wir haben es uns verdient.“
Und der Weg muss nicht zu Ende sein für diesen „geilen Klub“. Im großen Finale am 25. Mai in Wembley, vermutlich gegen die aktuelle Übermannschaft der Bundesliga, den FC Bayern, sind die Schwarz-Gelben dann ein weiteres Mal nur Außenseiter, was Klopp hoch erfreut „Das ist die perfekte Rolle für uns“, erklärte er. Eine große Show ist sowieso garantiert im Finale – dafür steht der BVB-Fußball.
Kommentare:
Und der…
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@hobi: Die…
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Dem FinaIgegner steht mit dem BVB ein verschworener „Haufen“ gegenüber, der nichts, aber…
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der BVB holt den Pott.
Neben aller Brillianz haben sie auch die nötige Glückssträhne.
Glück auf, Männer!! ;-D
Auch wäre mir ein deutsches Finale lieber, aus zwei Gründen.
1….
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Aber auch diese Saison fürht…
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